Wieso? Weshalb? Für wen?
Warum sollten Sie FreD anbieten?
Kommt für unsere Einrichtungen FreD überhaupt in Frage?
Wer ist die Zielgruppe für FreD-Kurse?
Wer sind die regionalen Kooperationspartner bei diesem Programm?
Wie läuft eigentlich so ein FreD-Kurs ab?
Jugendliche werden zu Verhaltensänderungen motiviert
FreD richtet sich an Jugendliche und junge Erwachsene. Und es richtet sich an die relevanten institutionellen Akteure vor Ort.
FreD ist ein Ansatz der Kurz- und Frühintervention. Gedacht ist er für junge Menschen, die möglicherweise am Beginn einer manifesten Suchtproblematik stehen. In dem Moment, in dem sie das erste Mal wegen ihres Substanzkonsums auffallen, bietet FreD eine Reflexionsmöglichkeit.
Der FreD Kurs versteht sich nicht als Strafe, unabhängig davon aus welchem Setting eine Vermittlung erfolgt. Vielmehr ist es ein Hilfsangebot zur Selbsthilfe für riskant konsumierende Jugendliche. FreD ermöglicht eine pädagogische Intervention durch das Hilfesystem.
Selbst wenn die Vermittlung mit einer Auflage verbunden wird, ist das Ziel von FreD nicht die Sanktionierung des Drogen- oder Alkoholkonsums, sondern die Motivierung zur Änderung des Konsumverhaltens. Dies kann besipielsweise der Fall sein, wenn Jugendliche die riskant illegale Substanzen konsumieren von der Staatsanwaltschaft die Auflage erhalten haben, einen FreD-Kurs zu besuchen. Dies kann aber auch der Fall sein, wenn Jugendliche mit Cannabis in der Schule aufgegriffen werden und die Auflage von der Schule erhalten an FreD teilzunehmen.
Teilnehmende Jugendliche haben zwei Vorteile durch FreD:
- Sie erhalten die Möglichkeit, ihren Suchtmittelkonsum zu reflektieren und zu reduzieren. Sie erhalten die Chance zur Veränderung.
- Und sie vermeiden möglicherweise schlimmere Folgen ihres riskanten Konsums. Auflagen wegen des Besitzes legaler/illegaler psychoaktiver Substanzen, Schwierigkeiten am Arbeitsplatz, nachlassende Leistungen in der Schule und manches andere können durch die Teilnahme an einem FreD-Kurs vielleicht vermieden werden.
Institutionen vor Ort greifen dann ein, wenn es sinnvoll ist
Suchtfachleute vor Ort beobachten mit Sorge, dass junge Menschen teilweise exzessiv mit Rauschmitteln umgehen. Gerade zunehmender Mischkonsum wird immer mehr zum Problem. Diese Situation hat massive Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft - natürlich aber auch auf die jungen Menschen selbst.
Im FreD Programm wurden Instrumente entwickelt um über Schule, Ordnungsbehörden, Jugendhilfe, Polizei, Justiz, Arbeitsplatz, Familie etc. frühzeitig Zugang zu problematisch konsumierenden Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu erhalten.
Hier liegt der Vorteil von FreD: Erste Interventionen setzen dann an, wenn es sinnvoll ist. Junge Menschen werden erreicht, bevor "das Kind in den Brunnen gefallen ist."
Eine weitere Chance von FreD, gerade für Kommunen:
Vor Ort entstehen neue und effektive Kooperationsstrukturen zwischen den verschiedenen relevanten Akteuren. Damit verbunden ist eine nachhaltige Verbesserung der Suchthilfe- und Präventionsqualität. Besonders vulnerable Gruppen können durch FreD erreicht und erkannt werden. Eine Vermittlung und Begleitung in weitere (Sucht-)Hilfeangebote (in- und externe) wird durch den FreD Kontakt möglich.
Gelingende Kooperationsstrukturen sind eine Voraussetzung für den nachhaltigen Erfolg des FreD-Programmes vor Ort.
FreD richtet sich an
Konsument:innen illegaler oder legaler Drogen, die noch keine manifeste Abhängigkeit entwickelt haben. Nicht geeignet ist FreD für Heroin-Konsument:innen und für Jugendliche ohne Konsumerfahrung.
FreD ist die richtige Maßnahme für
- Junge Menschen von 14 bis 21 Jahren, in Einzelfällen bis 25 Jahre,
- die mit illegalen Substanzen oder Alkohol zu tun haben
- die anderen aufgefallen sind
- oder von sich heraus ihren Konsum reflektieren möchten.
Die "Anderen" können sein
- Polizei/Justiz
- Arbeitsplatz
- Schule
- andere Settings
Das Ziel aller FreD-Maßnahmen: Junge Menschen sollen in den FreD-Kurs kommen und ihren Rauschmittelkonsum reflektieren.
Miteinander erfolgreich!
FreD wird in einem Ort oder einer Region von einer Präventionsfachstelle, (Jugend-)Suchtberatungsstelle oder einer ähnlichen Einrichtung durchgeführt. Diese Stelle benötigt auf jeden Fall Kooperationspartner. Nur so kann die Intervention erfolgreich sein.
Als Kooperationsparter bieten sich die Institutionen an, denen die Jugendlichen wegen ihres Alkohol- oder Drogenkonsums auffallen.
Das können z.B. sein:
- Schule
- Ordnungsbehörden
- Betriebe
- Familie
- Jugendhilfe
- Polizei (Justiz)
Der FreD-Anbieter ist darauf angewiesen, dass die Kooperationspartner Jugendliche von FreD überzeugen und diese dann in die Kurse vermitteln. Der Abbau von Skepsis und der Aufbau von Vertrauen in die FreD-Intervention ist deshalb eine der vordringlichsten Aufgaben.
Weiterführende Informationsbroschüre "Miteinander erfolgreich"
- ...als deutschsprachiges PDF-Dokument herunterladen [1,9 MB]
- ...download the english PDF document "Together we are successfull" [3,5 MB]
Ablauf einer FreD-Intervention
FreD-Interventionsmaßnahmen folgen einem bestimmten Ablauf:
- Anlass
Ein Jugendlicher ist damit aufgefallen in unangemessener Form, psychoaktive Substanzen (Cannabis, Alkohol, ATS..) konsumiert zu haben. Die Einrichtung, der der Jugendliche aufgefallen ist, stellt den Kontakt zum örtlichen FreD-Anbieter (FreD-Standort) her.
- Kontaktaufnahme
Der Jugendliche nimmt von sich aus oder auf Weisung Kontakt mit der FreD-Kursleitung auf.
- Intake-Gespräch
In einem Einzelgespräch zwischen Kursleitung und Jugendlichem geht es darum, dessen Situation zu ergründen sowie Hemmungen ab- und Vertrauen in die Maßnahme aufzubauen.
- FreD-Kurs
Gemeinsam mit fünf- bis zehn weiteren auffällig Gewordenen nimmt der Jugendliche dann am Konsum-Reflexionskurs teil. Dieser dauert acht Stunden und verteilt sich auf zwei bis vier Abende. Bis zu zwei Kursleiter:innen begleiten den Kurs.
- Bescheinigung
Nach dem Kurs erhält der Jugendliche eine Teilnahmebescheinigung. Ob diese an die Einrichtung, die den Kontakt zu FreD hergestellt hat, weitergereicht wird, wird fallweise entschieden.
- Beispiel 1: "Alexandra" - Aufgefallen am Arbeitsplatz und freiwillig zu FreD
- Beispiel 2: "Axel" - Staatsanwaltschaft ordnet FreD-Kurs an
Freiwillige Teilnahme am FreD-Kurs möglich!
Selbstverständlich ist eine Teilnahme am FreD-Kurs immer möglich.
Der junge Mensch nimmt selber und eigenständig Kontakt zum FreD-Standort auf und vereinbart ein Gespräch. Gemeinsam mit der FreD-Trainerin / dem FreD-Trainer wird geschaut, ob die Teilnahme am FreD-Kurs das passende Angebot ist.
Die Ausgangssituation
FreD ist seit seinen Anfängen im Jahr 2000 ein Programm der selektiven Prävention, das speziell auf jugendlichen Alkohol- und Substanzmissbrauch zugeschnitten ist.
Immer mehr Jugendliche konsumierten illegale Drogen, insbesondere Cannabis wurde damals festgestellt. Schlimmer noch: Den jungen Menschen fehlte das Problembewusstsein. Für diese Gruppe gab es keine evaluierten Präventionskonzepte.
Ziel des Bundesmodellprojektes FreD war deshalb die Entwicklung eines kurzen, frühzeitig eingreifenden, gesundheitsbewussten Anbebotes für die jungen Menschen, die erstmals bei Polizei und Justiz wegen ihres Konsums illegaler Drogen aufgefallen sind. Insbesondere sollte die Gruppe Jugendlicher und Heranwachsender erreicht werden, deren Verfahren wegen Verstoßes nach § 31a) Betäubungsmittelgesetz (vorraussichtlich) eingestellt würde. Angeboten wurde und wird - nach einem "Intake-Gespräch" - ein achtstündiger Gruppen-Kurs zur Reflexion des eigenen Substanzkonsums. Gefördert wurde FreD vom damaligen Bundesministerium für Gesundheit und soziale Sicherung (BMGS).
Nach 20 Jahren aktueller denn je
20 Jahre nach dem Beginn ist FreD aktueller denn je. Verhaltens- und verhältnisbezogene Präventionsmaßnahmen waren erfolgreich; denn in diesem Zeitraum ist die Zahl der Jugendlichen zurückgegangen, die Rauschmittel konsumieren. Aber die derjenigen, die intensiv kiffen oder Alkohol trinken, wird offensichtlich nicht kleiner.
Gerade der Mischkonsum nimmt immer mehr zu. So konsumieren 47 % der regelmäßig kiffenden Jugendlichen auch regelmäßig Alkohol, fanden die Forscher der HBSC-Studie 2010 heraus. Insgesamt trinken nur 19,9 % der Jugendlichen dieses Alter regelmäßig Wein, Bier oder Schnaps.
Zahlen der Deutschen Angestellten-Krankenkasse (DAK) aus dem Jahr 2008 zeigen: 28,3 % der 12- bis 25-Jährigen haben mindestens ein Mal im Leben gekifft. Das sind weniger als vier Jahre zuvor. Aber: Bei 3,7 % aus dieser Gruppe liegt der bislang letzte Konsum erst maximal einen Monat zurück.
Noch kritischer ist die Situation beim Alkohol. Wenn die DAK für die Zehn- bis 18-Jährigen ermittelt, dass 43 % von ihnen mindestens ein Mal pro Monat fünf oder mehr Gläser Alkohol hintereinander trinken, dann heißt das auch: Bei den 15-Jährigen ist bereits jeder zweite geübter Rauschtrinker.
Gerade die Gruppe der Zwölf- bis 15-Jährigen trotzt dem eigentlich rückläufigen Trend beim Alkoholkonsum, ermittelte auch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA, 2011).
Deshalb wurde mit dem europäischen Projekt FreD goes net die Zielgruppe der Kurzinterventionskurse erweitert: Es sollen auch Jugendliche mit problematischem Alkoholkonsum angesprochen werden. Neben Polizei und Justiz sind auch Schule, Arbeitsplatz und Jugendhilfe als weitere Settings hinzugekommen.